CATL startet grüne Batterielogistik

CATL startet grüne Batterielogistik

Der führende Hersteller von Lithium-Ionen-Zellen für E-Fahrzeuge und DB Cargo setzen Batteriemodule auf die Schiene.

Das chinesische Unternehmen CATL (Contemporary Amperex Technology Co. Limited) ist der weltgrößte Batteriehersteller für E-Fahrzeuge. Seit Januar 2022 realisiert DB Cargo Logistics den verkehrsträgerübergreifenden Transport von Lithium-Ionen-Zellmodulen in Stahlgestellen für CATL. Das Ziel dahinter: die Batteriemodule größtenteils auf der Schiene zu transportieren und so die gesamte Lieferkette für E-Autos nachhaltiger zu gestalten, erklären Robert Richter und Patrick Möhle, Account Manager Automotive bei DB Cargo Logistics.


Wie und wann ist der Kontakt entstanden?
Robert Richter_ Einen regelmäßigen Kontakt zu CATL haben wir schon seit geraumer Zeit gepflegt. Die Planungen für dieses konkrete Konzept begannen im Frühjahr 2021. Seitdem haben wir uns sukzessive angenähert und das Konzept schließlich realisiert.

Wie genau gestaltet sich das Konzept?
Patrick Möhle_ Das Verkehrskonzept gestaltet sich so, dass wir fertige Batterien im CATL-Lager in Erfurt abholen und per Lkw nach Eisenach fahren. Dort werden die Batterien von einem unserer Dienstleister in Güterwagen verladen. Auf der Schiene fahren wir die Batterien dann in unserem bestehenden Automotive RailNet von Eisenach zu einem Automobilhersteller. 

Mit welcher Ausgangslage ist CATL auf Sie zugekommen
RR_ Unser Kunde, ein namhafter Automobilhersteller, äußerte den Wunsch, die Batterien für seine E-Fahrzeuge auf der Schiene geliefert zu bekommen. Eine Herausforderung dabei war, dass CATL als Batterielieferant an seinem Standort in Erfurt, wo die Zellmodule zwischengelagert sind, über keinen Gleisanschluss verfügt. Daraufhin haben wir uns auf die Suche gemacht, um in der Region eine passende Logistik-Infrastruktur zu finden, wo von der Straße auf die Schiene umschlagen werden kann. Diese passende Umschlagmöglichkeit haben wir schließlich in Eisenach gefunden.

Robert Richter, Account Manager Automotive bei DB Cargo Logistics

Welche Maßnahmen haben Sie daraus abgeleitet und wie haben Sie diese realisiert?
PM_ Wir haben das Logistikkonzept vorbereitet und aufbereitet – immer in Abstimmung mit dem Lieferanten CATL und mit dem Empfänger, dem Automobilhersteller. Im gesamten Prozess haben wir das Konzept kontinuierlich auf die neuen Anforderungen angepasst, bis der Start von allen Beteiligten freigegeben wurde. 

RR_ Unterm Strich war es ein paralleles Vorgehen: Wir haben das Konzept mit unserem Kunden geplant und parallel die Anforderungen der beteiligten Dienstleister berücksichtigt.

Was ist das für ein Standort in Erfurt, wo die Batteriemodule herkommen?
RR_ CATL baut gegenwärtig in Arnstadt eine eigene Fabrik, um künftig Zellmodule in Deutschland produzieren zu können. Bis dahin importiert CATL die Module aus China. Für die Zwischenlagerung der Zellmodule unterhält CATL derzeit ein Lager in Erfurt, wo diese noch einmal auf Herz und Nieren getestet werden. Erst danach werden die Module von unserem Subunternehmer mit eigens dafür angeschafften Spezial-Trailern nach Eisenach gefahren, wo sie für den Bahntransport neu zusammengestellt und verladen werden. 

Mit welchen USPs kann DB Cargo Logistics in der Batterielogistik punkten?
PM_ Ein Alleinstellungsmerkmal ist sicherlich, dass wir Komplettlösungen anbieten. Kunden erhalten von uns maßgeschneiderte Door-to-door-Lösungen, die wir aus einer Hand steuern. Für den Kunden hat das den Vorteil, dass er nicht mit mehreren Dienstleistern kooperieren und diese miteinander verbinden muss. Indem wir die komplette Steuerung übernehmen, können wir entsprechende Logistikkonzepte ganzheitlich umsetzen und gleichzeitig den steigenden Bedarf nach umweltfreundlichen Schienenkonzepten bedienen. Dabei hilft uns, dass wir den Bahnlogistik-Gedanken verinnerlicht haben, möglichst große Mengen auf die Schiene zu verlagern. Dafür sind wir in enger Abstimmung mit unseren Lieferanten, um etwa dahinterstehende Prozesse für das Logistik-Handling mit aufzubauen. Das heißt, wir fahren nicht nur Züge von A nach B, sondern nehmen die ganzheitliche Betrachtung ein. Dabei zeichnet uns als DB Cargo Logistics aus, dass von den Erstgesprächen bis zur Umsetzung ein festes Projektteam das Konzept begleitet. Dadurch entsteht für unsere Kunden eine hohe Verbindlichkeit.

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Wie wichtig sind Nachhaltigkeit und Sicherheit in der Batterielogistik auf der Schiene?
RR_
Sehr wichtig. Dennoch wird der Lkw bei der vollen Verknüpfung der Verkehrsträger weiterhin eine wichtige Rolle spielen, auch weil nicht alle Lieferanten über einen Gleisanschluss verfügen. An diesem Punkt können wir die Flexibilität des Lkw gut für uns nutzen, perspektivisch vielleicht sogar E-Lkws. Dennoch: Mit Blick auf die Massenfähigkeit der Bahn, gerade bei schweren Zellmodulen, ist die schienenbasierte Batterielogistik effizienter und schneller. Und natürlich auch umweltfreundlicher. Zudem ist die Schiene, bezogen auf die Unfallhäufigkeit, 42-mal sicherer als die Straße, was beim Transport von Lithium-Ionen-Zellmodulen, die zur Gefahrgutklasse 9 gehören, nicht unerheblich ist. 

Patrick Möhle, Account Manager Automotive bei DB Cargo Logistics

Was macht den Verkehr für Ihren Kunden so attraktiv?PM_ Ein wichtiger Punkt ist, dass von dem Automobilhersteller eine tägliche Frequenz gefordert wird. Das heißt, wir holen täglich Wagen ab und liefern täglich Wagen an. Das geht nur, weil wir die Möglichkeit haben, die entsprechenden Mengen täglich umzuladen. Gestartet sind wir Mitte Januar 2022 mit einem Bahnwagen pro Tag, mittlerweile sind wir bei drei Bahnwagen täglich angekommen Der Hochlauf ist also in vollem Gang. Unser Konzept ist natürlich auch darauf ausgerichtet, diese Mengenentwicklungen abzufahren. Das heißt, es ist so skalierbar und zugleich so flexibel, dass wir jederzeit auf die wechselnden Anforderungen des Automobilherstellers reagieren können.

RR_ In einem Bahnwagen haben wir beispielsweise Raum für mehr als 60 Tonnen Zuladung. Hier sieht man den großen Vorteil gegenüber dem Lkw, wo die Zuladung bei 24 Tonnen gedeckelt ist. Das heißt, mit einem Bahnwagen ersetzen wir rund zweieinhalb Lkw.

PM_ Hinzu kommt, dass wir die Wagen nicht in einem Ganzzug fahren müssen, sondern über unser Einzelwagennetz abwickeln, mit dem wir diese Mengen mit attraktiven Laufzeiten zum Automobilwerk bringen können. Sobald sich die Menge weiter erhöht, kann man auch über Ganzzüge zwischen den einzelnen Standorten sprechen. Genau die Flexibilität des Einzelwagennetzes ist der große Vorteil, den wir als DB Cargo haben und mit dem wir in der Batterielogistik auch bei kleineren Volumina punkten können.

Grüne Batterielogistik erfährt derzeit eine enorme Nachfrage. Stimmt der Eindruck?
RR_ Tatsächlich erleben wir momentan sehr viel Dynamik in diesem Bereich. Diese Dynamik können wir dank unserer Kundennähe passgenau mit unserem Plug-and-play-Ansatz abfedern, mit dem wir europaweit neue Batteriehersteller an unser Netzwerk anschließen. Ähnlich einem USB-Stick können wir neue Anbieter wie CATL über Logistikzentren, Railports oder Terminals relativ schnell und simpel im multimodalen Verkehr an unser komplexes Automotive RailNet andocken, um es mit Batteriemengen zu füllen. So entwickelt sich das Netzwerk sukzessive zu einem eigenen Batterienetzwerk, in dem wir Lieferanten und Automobilhersteller sowie die dahinterstehenden Produktionsstätten effizient miteinander verknüpfen können. 

Abschließend ein Blick in die Zukunft: Welche Trends sehen Sie in der Batterielogistik und wie kann DB Cargo Logistics Bestands- und Neukunden dabei unterstützen?RR_ Ich kann da nur für uns sprechen: Zuallererst wollen wir möglichst grüne Logistikketten anbieten – aus einer Hand und ganzheitlich gedacht von Anfang bis Ende. Das beinhaltet auch multimodale Logistikketten. Sprich: Da, wo es erforderlich ist, greifen wir auch auf den Verkehrsträger Lkw zurück. 

PM_ Unser Ziel ist es, unser europaweites Automotive RailNet weiter auszubauen, auch zu einem Netzwerk für Batterietransporte. Grundlage dafür ist unsere ausgeprägte Expertise für den Umschlag, die Lagerung, die Sequenzierung und die Anlieferung von Batteriemodulen. All das haben wir ganz aktuell erfolgreich im Logistikkonzept für CATL realisiert.

Nehmen Sie jetzt Kontakt mit unserem Experten auf.

Andrey Ludwigs

Senior Consultant Sales, DB Cargo Logistics