Digitale Automatische Kupplung: Zug beendet Testreise durch Europa

Digitale Automatische Kupplung: Zug beendet Testreise durch Europa

UPDATE: DAK auf dem Weg zur Serienreife – BMD gibt weitere Mittel zur Erprobung frei.

Effizienter, einfacher und günstiger: Die Digitale Automatische Kupplung (DAK) soll den Schienengüterverkehr in Europa revolutionieren. Nun ist ihre Einführung ein Stück näher gerückt. Bestehend aus 24 Güterwagen, ist der erste mit dem modernen Kupplungssystem ausgestattete Zug zu einer mehrmonatigen Testreise quer durch Europa gestartet. 

18.07.2023: DAK im Mittelpunkt der Güterverkehr-Digitalisierung

Eisenbahnunternehmen und -verbände aus ganz Europa bekennen sich zur Einführung der Digitalen Automatischen Kupplung (DAK) im europäischen Güterverkehr. In einem gemeinsamen Schreiben an die EU-Kommission halten sie fest, dass Automatisierung und Digitalisierung der Schlüssel für die Wettbewerbsfähigkeit und den langfristigen Erfolg des umweltfreundlichen Schienengüterverkehrs seien. Unterzeichnet ist das Schreiben unter anderem von Eisenbahnunternehmen wie der Deutschen Bahn, der schweizerischen SBB und der österreichischen ÖBB sowie von Güterwagenvermietern wie GATX und VTG.

Dr. Daniela Gerd tom Markotten, DB-Vorstand für Digitalisierung und Technik, und Dr. Sigrid Nikutta, DB-Vorstand Güterverkehr und Vorstandsvorsitzende der DB Cargo AG, begrüßen den Vorstoß der europäischen Eisenbahnen zur Einführung der DAK, um mehr Verkehr und zusätzliche Kapazitäten auf der klimafreundlichen Schiene zu erreichen. Der neue Systemstandard ermöglicht die lang ersehnte Beschleunigung in Europas Schienengüterverkehr. Gleichzeitig ist ihre Einführung eine enorme finanzielle Herausforderung, die deshalb gesamteuropäisch koordiniert und von den EU-Institutionen konsequent unterstützt werden müsse.

Nur gemeinsam zu stemmen

"Der Markt alleine kann eine solche Transformation nicht stemmen, kein einzelnes Unternehmen kann allein das notwendige Kapital einsammeln", so die Verfasser:innen des Schreibens. Substanzielle öffentliche Unterstützung und Koordination seien daher dringend notwendig. In ihrem gemeinsamen Statement fordern die europäischen Eisenbahnunternehmen und -verbände die EU-Kommission und die Mitgliedsstaaten auf, zügig den politischen und rechtlichen Rahmen für eine koordinierte Einführung der DAK in Europa zu schaffen. Digitalisierung mache den Güterverkehr auf der Schiene attraktiver und schaffe zusätzliche Wachstumspotenziale im Einzelwagenverkehr, argumentieren die Eisenbahnen. Schienengüterverkehr sei mit Blick auf CO2-Emissionen deutlich umweltfreundlicher als andere Transportmittel. Um seine ambitionierten Umweltziele zu erreichen, brauche Europa deshalb eine stärkere Verlagerung des Güterverkehrs auf die klimafreundliche Schiene.

8. Mai 2023: Digitaler Güterzug absolviert Testlauf mit Bravour

10.000 Kilometer durch sieben europäische Länder mit Halt an 25 Rangierbahnhöfen: Die Testfahrt des Testzugs mit 40 Prototypen der Digitalen Automatischen Kupplung an Bord war ein Erfolg auf ganzer Linie. Die DAK wurde dabei unter verschiedenen, herausfordernden Witterungsbedingungen und Höhenlagen im Betrieb erprobt und stellte ihre Praxistauglichkeit unter Beweis. Der nächste Schritt ist nun, die gewonnenen Daten auszuwerten und in den nächsten Monaten die Serienreife für den neuen Standard für Güterzüge zu erlangen.

Wie bedeutsam diese Entwicklung ist, zeigt die Entscheidung des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr, das für die nächste Erprobungsphase weitere sieben Millionen Euro zur Verfügung stellt. Die hohe Bedeutung der Digitalisierung des Schienengüterverkehrs für die Zukunft steht inzwischen ganz oben auf der politischen Agenda, was auch Dr. Sigrid Nikutta, DB-Vorstand für Güterverkehr und Vorstandsvorsitzende von DB Cargo, begrüßt: „Mehr Güter auf die Schiene – dazu ist die Automatisierung und Digitalisierung zwingend erforderlich. Nur mit mehr Gütern auf der Schiene erreichen wir die Klimaziele Deutschlands und der EU! Die DAK ist eine Investition für die Zukunft unseres Planeten". 

7. Juni 2022: Testzug rangiert im Straßburger Hauptbahnhof und führt die DAK vor

Die Digitale Automatische Kupplung beschleunigt den Schienengüterverkehr und schafft einen echten Wettbewerbsvorteil zur Straße. Derzeit beweist der Testzug auf seiner Europatournee, dass die Digitalisierung und Automatisierung deutlich mehr Verkehr auf die Schiene bringen und auch Züge schneller werden lässt. Diese Vorzüge präsentieren die Güterverkehrsvorstände Dr. Sigrid Nikutta (DB) und Frederic Delorme (SNCF) bei einem gemeinsamen Termin in Straßburg den EU-Parlamentariern und Michael Theurer, dem Beauftragten der Bundesregierung für Schienenverkehr, mit weiteren Vertreter:innen der EU-Kommission und werben hier für Unterstützung. Nur die einheitliche Umrüstung aller 450.000 Güterwagen in Europa führt zum Erfolg, denn Güterzüge sind durch und durch Europäer. Bei DB Cargo überqueren 60 Prozent aller Züge auf ihrem Laufweg mindestens eine nationale EU-Grenze.

Die Bedeutung dieses Meilensteins unterstrich unter anderem der Besuch von Bundesminister für Digitales und Verkehr, Dr. Volker Wissing, der das symbolische Abfahrtssignal am Berliner Westhafen erteilte. „Das wachsende Transportaufkommen in Einklang mit unseren Klimaschutzzielen zu bringen, ist eine der größten Herausforderungen unserer Zeit“, so der Bundesminister. „Die Schiene ist hierfür der Schlüssel – auch wenn wir gerade im Güterverkehr einiges aufholen müssen. Getreu unserem Motto ‚Mehr Fortschritt wagen‘ werden wir mit der EU-weiten Einführung eines einheitlichen automatischen Kupplungssystems einen über 70 Jahre währenden Missstand lösen und über eine halbe Million Güterwagen ins 21. Jahrhundert katapultieren.“

DAK soll die Schiene wettbewerbsfähiger machen

Die Entwicklung der DAK – seit Juli 2021 durch ein Pilotprojekt des deutschen Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) gefördert – ist ein wesentlicher Schritt auf dem Weg zur Digitalisierung von Güterzügen. Zugleich ist sie ein entscheidender Hebel, um die Schiene gegenüber der Straße wettbewerbsfähiger zu machen. Das neuartige System ermöglicht es, Güterwagen automatisch, also ohne Schraubenkupplungen per Hand, zu kuppeln. Auch die Wagenverbindungen für die Bremsen werden automatisch hergestellt. Außerdem werden Güterwagen hier erstmals mit durchgehenden Strom- und Datenleitungen ausgerüstet sein. 

Von links nach rechts: Bundesminister Dr. Volker Wissing, Dr. Daniela Gerd tom Markotten, DB-Vorständin für Digitalisierung und Technik, und Dr. Sigrid Nikutta, DB-Vorständin für Güterverkehr.


„Diese Kupplung ist eine Revolution, ihr gehört die Zukunft“, sagte Dr. Daniela Gerd tom Markotten, DB-Vorständin für Digitalisierung und Technik. „Die DAK macht Güterwagen schlau und schnell: beim Kuppeln, aber auch beim Fahren. Mit dieser Technologie können nicht nur mehr Güterwagen auf der Schiene fahren, sie ermöglicht auch eine Verdichtung des Schienenverkehrs, die allen zugutekommt.“

Die Technologie erleichtere auch die „bislang harte“ Arbeit auf den Güterbahnhöfen, wie Dr. Sigrid Nikutta, DB-Vorständin für Güterverkehr, betonte: „Rund 70.000-mal am Tag müssen unsere Mitarbeitenden im Rangierbetrieb die bis zu 30 Kilogramm schweren Kupplungsbügel auf Schulterhöhe wuchten, um Züge zu kuppeln. Die neue Kupplung ändert den Güterverkehr auf Schienen grundlegend und bringt uns das Tempo, das wir brauchen, um das Klima zu retten.“ 

18 Monate, sechs Unternehmen, ein Ziel 

An dem „Pilotprojekt zur Demonstration, Erprobung und Zulassung der Digitalen Automatischen Kupplung (DAK) für den Schienengüterverkehr“ ist ein Konsortium beteiligt, bestehend aus der Deutschen Bahn und DB Cargo sowie fünf weiteren Unternehmen: die schweizerischen und die österreichischen Güterbahnen SBB Cargo und Rail Cargo Austria sowie die Wagenhalter Ermewa, GATX Rail Europe und VTG.

Der Start des Demonstratorzugs in Berlin markiert den Start der zweiten Projektphase. In der ersten im Juli 2021 begonnenen Phase hatten DB Cargo und GATX zwölf Güter- und Kesselwagen mit Kupplungs-Prototypen von vier verschiedenen Herstellern ausgerüstet. Technische Tests führten schließlich zur Auswahl des Kupplungstyps, der in der nun gestarteten Praxisphase im Einsatz ist. Das 18-monatige Projekt läuft noch bis Ende 2022.