Im Blickpunkt: Wie funktioniert eigentlich Co-Leadership bei DB Cargo Logistics?

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Im Blickpunkt: Wie funktioniert eigentlich Co-Leadership bei DB Cargo Logistics?

Christine Middendorf und Ina Schollen im Interview

Die Arbeitswelt befindet sich seit einigen Jahren in einem großen Wandel. Auch DB Cargo Logistics bietet seinen Mitarbeitenden moderne Arbeits(zeit)modelle an. Davon profitieren auch Ina Schollen und Christine Middendorf, die sich nicht nur für Teilzeit, sondern auch für eine ganz besondere Aufgabenteilung entschieden haben. Denn die beiden besetzen nicht nur gemeinsam eine Vollzeitzeitstelle, sondern leiten seit etwas mehr als einem Jahr das Team Customer Solutions 2 Outbound im Bereich Automotive. Wie es dazu kam und wie es funktioniert gemeinsam Führungskraft zu sein, verraten sie uns.

Ina und Christine, wie kam es dazu, dass ihr euch eine Führungsrolle teilt?

CM_ Im Grunde hat dies unsere HR-Abteilung ins Rollen gebracht. Ich hatte mich grundsätzlich schon für das Thema Frauen in Führung, auch in Teilzeit, interessiert und Ina war damals noch in Elternzeit. Dann hat unsere direkte Führungskraft mit uns über diese Möglichkeit gesprochen. Wir fanden die Idee beide spannend und haben es als Vertrauensbeweis und Wertschätzung gesehen, dass man uns die Führung eines Teams zutraut und ermöglicht.

IS_ Für uns war eine Führungsposition in Teilzeit nicht vorstellbar und gerade im Vertrieb sehr schwierig umzusetzen. Jetzt haben wir mit dem Co-Leadership eine optimale Lösung gefunden, die richtig gut gelingt.

Wie genau funktioniert das Co-Leadership?

IS_ Im Grunde ist es ganz simpel. Wir sind 5 Tage die Woche erreichbar, denn wir besetzen eine Stelle gemeinsam, jeweils zu 65 Prozent. Dadurch entsteht eine Überlappung und wir sind an allen Arbeitstagen für unsere Kunden erreichbar.

CM_ Wir haben uns im Co-Leadership für das sogenannte Full-Share-Modell entschieden. Die verschiedenen Themen teilen wir nicht zwischen uns auf – das wäre dann Shared-Leadership – sondern wir sind beide in jedem Thema zu Hause und entscheidungsfähig. So können wir beide jederzeit jede Aufgabe übernehmen und uns gegenseitig zu 100 Prozent vertreten und verschmelzen dabei sozusagen zu einer Führungskraft.

Wie organisiert ihr euch im Tagesgeschäft?

CM_ Gute Organisation, Struktur und Kommunikation sind die Basis für ein funktionierendes Sharing Model, so sind wir z.B. über eine gemeinsame Mail-Adresse erreichbar, teilen uns einen Kalender und ein Notizbuch.

IS_ Wir dokumentieren sämtliche Informationen aus Meetings und Terminen. So bleiben wir auf einem gemeinsamen Stand und nebenbei leisten wir unseren Beitrag zum Wissenstransfer im Unternehmen. Außerdem sind wir in puncto Erreichbarkeit trotz reduzierter Arbeitszeit besser aufgestellt als nur eine Person – ein weiterer Pluspunkt für unsere Kunden.

Wie haltet ihr es bei Terminen oder größeren Entscheidungen?

IS_ Ausgewählte Kundentermine oder wichtige Führungsaufgaben übernehmen wir zusammen. So führen wir z.B. Mitarbeitendengespräche gemeinsam, wenn die Mitarbeitenden einverstanden sind. Das gibt uns die Möglichkeit verschiedene Perspektiven einzubringen und ein fundierteres Feedback zu geben, als wenn man das Gespräch als einzelne Führungskraft führt.

CM_ Unsere Entscheidungen sind durch das 4-Augen-Prinzip sehr reflektiert. Kleinere Termine oder Aufgaben machen wir alleine, im Sinne der Effizienz. Vertrauen und gleiche Werte sind wichtig. Unterschiede aber mindestens genauso.

Steckbrief: Ina und Christine
Ina Schollen und Christine Middendorf

Was mich an meinem Job am meisten reizt:

IS_ Es wird nie langweilig! In unserer Funktion stehen wir gemeinsam mit unseren Mitarbeitenden im engen Kontakt zu unseren Kunden, sind aber auch nah an den unterschiedlichen Abteilungen von DB Cargo dran.

CM_ In meiner Rolle als Teamleiterin macht es mir am meisten Spaß, mich mit meiner Co-Leadership-Partnerin Ina und unseren Mitarbeitenden täglich den kleinen und großen Herausforderungen unserer Kunden aus der Automobilindustrie zu stellen und gemeinsam nachhaltige (Schienen-)Lösungen zu entwickeln.

Wo die größten Herausforderungen in meinem Job liegen:

IS_ Die größte Herausforderung sehe ich aktuell darin, im Spannungsfeld zwischen internen und externen Anforderungen zu bestehen und immer die bestmögliche (Transport-)Lösung zu finden. Auch hier leistet das Co-Leadership-Modell für mich einen wertvollen Beitrag, da wir unsere Ideen und Entscheidungen immer erst durch zwei Hände oder Köpfe gehen lassen und diese dadurch fundierter sind.

CM_ Der tägliche Spagat zwischen Beruf und Familie ist wohl meine größte persönliche Herausforderung, wobei mir sowohl das Co-Leadership-Modell als auch das Arbeitszeitmodell bei DB Cargo Logistics zum Glück bestmögliche Flexibilität bieten. Daneben heißt es auch mal in schwierigen Zeiten positiv zu bleiben und diese positive Stimmung und Motivation auch ins Team zu tragen.

Für euch war diese Art der Arbeitsteilung auch Neuland. Wie habt ihr euch auf das Co-Leadership vorbereitet?

CM_ Auch für DB Cargo Logistics war unser Co-Leadership ein Pilotprojekt. Daher haben wir im Rahmen des Onboardings für unser Jobsharing erstmal ein begleitendes Coaching wahrgenommen – für uns ein absoluter Erfolgsfaktor. Wir haben uns so intensiv mit dem neuen Arbeitsmodell auseinandergesetzt und gemeinsam klare Spielregeln für uns definiert.

Welche Eigenschaften sind aus eurer Sicht wichtig für erfolgreiches Co-Leadership? Was könnte zu Konflikten führen?

IS_ Wir haben Glück, dass es bei uns menschlich harmoniert. Unsere Stärken und Schwächen ergänzen sich einfach. Wir haben vorher nie zusammengearbeitet und uns eigentlich nur vom kurzen Treffen im Flur oder aus der Mittagspause gekannt. Mögliches Konfliktpotential könnte sein, wenn zum Beispiel eine von uns eine Kundenpräsentation intensiv vorbereitet hat und die andere dann den Termin wahrnimmt und die Präsentation hält. Man sticht einfach weniger als einzelne Person hervor und manchmal erntet dann die eine das Lob für die Arbeit der anderen. 

CM_ Man muss definitiv ein echter Teamplayer sein, Kompromissbereitschaft mitbringen und das eigene Ego nach hinten stellen. Und man braucht eine Tandempartnerin, mit der es auch menschlich passt. Wir sind zusammen in die Rolle reingewachsen und haben uns gemeinsam entwickelt. 

Und wie nehmen eure Kunden das Arbeitsmodell wahr?

IS_ Die Resonanz unserer Kunden ist sehr positiv. Insbesondere das Thema Erreichbarkeit hat sich deutlich verbessert. Das Feedback, auch aus unserem Team, ist uns sehr wichtig und zeigt uns, dass dieser Weg genau der richtige ist.