Starke Schiene

Ganzzug in grüner Landschaft

Rückenwind für die starke Schiene

Die DB verfolgt mit der Strategie „Starke Schiene“ ehrgeizige Ziele: Bis 2030 sollen 70 Prozent mehr Güter auf die Schiene gelangen.

 Zur Klimaneutralität mit mehr Schienenverkehr

Deutschland braucht eine starke Schiene. Ein nachhaltiger und effizienter Verkehrsträger ist heute wichtiger denn je: Aktuell verursacht der Verkehrssektor rund 20% der Emissionen in Deutschland – dabei will Deutschland bis 2045 klimaneutral werden. Das bedeutet auch für den Verkehrssektor eine Reduktion der Emissionen auf voraussichtlich Null. Das aber gelingt nur, wenn die Eisenbahn eine stärkere Rolle als bisher einnimmt.

Die vereinbarten Emissionsziele stellen Politiker und Unternehmer vor große Herausforderungen.  Dabei werden Handelsströme und Güterverkehr auch in Zukunft weiter wachsen – in Deutschland um rund 40 Prozent bis zum Jahr 2030 gegenüber 2010, prognostiziert die Bundesregierung

Der Masterplan für unsere Klimaziele

Wer daher die vereinbarten Klimaziele erreichen will, kommt an einem starken Schienengüterverkehr nicht mehr vorbei. Das steht seit Jahren fest. Der Koalitionsvertrag der Bundesregierung sieht daher Unterstützung für die Schiene vor. Auch der Masterplan Schienengüterverkehr aus dem Jahr 2017 soll die Bahn unterstützen und Wettbewerbsnachteile ausgleichen. Seit 2021 hat die Bundesregierung eine CO2-Steuer für den Verkehrssektor eingeführt. Dies gilt als volkswirtschaftlich kosteneffizientester Weg, um Klimaziele zu erreichen, und stärkt zugleich den Schienengüterverkehr mit seiner relativ geringen Klimabelastung.

Dabei gibt es für das System Schiene gegenüber der Straße immer noch viele Nachteile. Der Markt ist schwierig und volatil. Veränderte Handelsströme setzen der Bahn zu. Sinkende Treibstoffpreise sorgen dafür, dass der Lkw billiger bleibt. Und die Infrastruktur platzt schon heute aus allen Nähten. Bis 2030 wollen der Bund und die Deutsche Bahn daher 86 Milliarden Euro investieren, um das Schienennetz zu erneuern. Von den dadurch möglichen höheren Kapazitäten im Netz könnte der Schienengüterverkehr deutlich profitieren. Mit einer Stärkung des Kombinierten Verkehrs und des Einzelwagenverkehrs als Alternative zum Lkw will die Bundesregierung zudem mehr Verkehr auf die Schiene bringen.

CO2-Sieger im Vergleich trotz Herausfordeungen

Trotzdem steht die Bahn für ein starkes Konzept: Das europaweite Netzwerk mit tausenden von Zugangspunkten und  Landesgesellschaften und Partnerbahnen vor Ort sorgt heute schon dafür, dass fast 60 Prozent der Verkehrsleistungen für unsere Kunden paneuropäisch erbracht werden. 

Hinzu kommt der wohl wichtigste Aspekt, die Nachhaltigkeit: DB Cargo bietet mit dem Schienengüterverkehr klare CO2-Vorteile. Im Vergleich emittiert ein Zug je Frachttonne auf dem Kilometer 80% weniger CO2 als ein Lastwagen.

Dennoch hat DB Cargo zu wenig vom Wirtschaftswachstum der vergangenen Jahre profitieren können. Unterstützung kommt nun von oberster Stelle. „Deutschland wird seine Klimaziele nur erreichen, wenn es im kommenden Jahrzehnt gelingt, massiv Verkehr auf die Schiene zu verlagern“, sagte DB-Vorstandsvorsitzender Dr. Richard Lutz

„Deutschland braucht eine starke Schiene: für das Klima, für die Menschen, für die Wirtschaft und nicht zuletzt für Europa. Wir bekennen uns zu unserer Verantwortung in der Gesellschaft und werden alles, was wir tun, auf eine starke Schiene ausrichten.“

DB-Vorstandsvorsitzender Dr. Richard Lutz

 

Ambitionierte Pläne

Die DB verfolgt daher mit der Strategie „Starke Schiene“ ehrgeizige Ziele: Weitere Reduktion des CO2-Ausstoßes um 10,5 Mio. Tonnen im Jahr durch Verkehrsverlagerung auf die Schiene, dazu ein Wachstum des Marktanteils der Schiene im Güterverkehr von derzeit 18 auf 25 Prozent. Bis 2030 sollen 70 Prozent mehr Güter auf die Schiene gelangen. Das wären im Jahr 13 Millionen weniger Lkw-Fahrten auf deutschen Straßen mit entsprechend weniger Emissionen. Dafür agiert die Deutsche Bahn auf drei Feldern für das Klima.

1: Infrastruktur

Sie soll so ausgebaut werden, dass sie mindestens 30 Prozent mehr Verkehr bewältigen kann. Massive Investitionen sollen nationale Strecken, Knoten und Terminals – auch auf den wichtigsten europäischen Korridoren – fit machen. Sinnvolle Ansätze wie überlange Güterzüge oder reaktivierte Gleisanschlussstellen sind Teil dieser Lösung. Neue Technologien sollen in den Terminals des Kombinierten Verkehrs, den Railports, Zugbildungsanlagen und Güterverkehrsstellen für effizientere und zügigere Abläufe sorgen. Ein wichtiger Aspekt dabei ist die Digitalisierung: Sie macht eine engere Taktung von Zügen sowie höhere Geschwindigkeiten möglich – mit dem einheitlichen digitalen Zugleitsystem European Train Control System (ETCS) und digitalen Stellwerken.

2: Die Bahn rüstet ihre Flotte auf

Auch DB Cargo setzt dabei die Automatisierung und Digitalisierung von Verkehren fort. Bis Ende 2020 wurde die komplette Flotte von rund 63.000 Wagen mit Telematik und Sensorik ausgerüstet. Smarte Sensoren ermöglichen dabei eine bessere Steuerung und Vernetzung sowie mehr Produktivität und Pünktlichkeit. Digitale Tools wie der 3D-Druck oder intelligente Diagnosesysteme und Robotik helfen auch bei der Instandhaltung der Flotte. Gleichzeitig investiert die Güterbahn erneut massiv in neue Fahrzeuge: in 300 neue Loks, darunter 100 Multisystem-Loks – beinahe jede dritte Zugmaschine ist dann im internationalen Verkehr einsetzbar.

3: Mitarbeiter:innen, die Netz und Züge warten, steuern oder fahren

Denn wegen des demografischen Wandels besteht hier akuter Handlungsbedarf. Bis 2030 wird etwa die Hälfte der Mitarbeiter das Unternehmen verlassen. In den kommenden Jahren wird die Deutsche Bahn über alle Geschäftsfelder hinweg 100.000 Mitarbeiter neu einstellen, DB Cargo hat allein 2018 mehr als 1.800 neue Mitarbeiter eingestellt.

Dabei ist der reibungslose Transport von Gütern auf der Schiene für die Wirtschaft Deutschlands und Europas entscheidend. Allerdings können die Eisenbahnen allein nicht alle Erwartungen erfüllen, die an sie gestellt werden. Die Schiene funktioniert in einem komplexen System, dessen Effizienz von vielen verschiedenen Faktoren abhängt und für dessen Erfolg viele Beteiligte zusammenarbeiten müssen.

 

Neue Konzepte

Auf Unternehmerseite könnten neue Konzepte für Supply Chains, die auf Zuverlässigkeit statt allein auf das Tempo setzen, den wirtschaftlichen Druck auf die Bahn verringern. Und die Fixkosten des Systems und Investitionen in den Infrastrukturausbau verlangen nach politischer Unterstützung. Rückenwind dafür kommt derzeit aus Berlin: Die Tatsache, dass mehr Bahn mehr Nachhaltigkeit bedeutet, ist in der Politik mittlerweile fast unumstritten. Mit dem jüngst verabschiedeten Klimapaket stärkt die Bundesregierung den Sektor Bahn. „Der Rückenwind bekommt Sturmstärke“, so ehemaliger DB-Infrastrukturvorstand Ronald Pofalla.