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Expertenblick – Folge 2

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24. September 2025, 08:17 Uhr

Artikel: Expertenblick – Folge 2

Spezialtransporte auf der Schiene: Alltag mit ÜberlängeEin Erfahrungsbericht von Tim Janotta

Zwischen Klischee und Realität

„Die Schiene eignet sich überhaupt nicht für Spezialtransporte.“Diese Aussage habe ich selbst gehört – und zwar nicht etwa von einem fachfremden Laien, sondern in einem Gespräch mit einem erfahrenen Spediteur. Ein Satz, der sinnbildlich für viele gängige Annahmen über den Schienengüterverkehr steht. Denn die Realität zeigt sich oft ganz anders.

Seit über 15 Jahren arbeite ich bei der Bahn. Ich habe den Beruf des Lokführers von der Pike auf gelernt und durfte in dieser Zeit zahlreiche Rollen und Perspektiven einnehmen: Vom Rangierbegleiter über den Zugbildungsdisponenten bis hin zum Strecken- und Auslandslokführer. Besonders faszinieren mich jene Transporte, die aus der Norm fallen. Riesige Bauteile, hohe Tonnagen, extreme Abmessungen – und doch: Sie fahren. Tag für Tag. Auch auf der Schiene.

Großes Format, klare Lösung: 30-Meter-Rohre im Güterzug

Quelle: DB Cargo AG / Tim Janotta

30‑Meter‑Rohre (Ø 1,20 m) ...

Ein Transport, der mir besonders in Erinnerung geblieben ist, betraf mehrere überlange Rohre – jedes einzelne davon 30 Meter lang, mit einem Durchmesser von 1,20 Metern und einem Gewicht von 27 Tonnen. Auf der Straße wäre so ein Transport ein aufwändiges Projekt mit umfassender Genehmigungspflicht: Begleitfahrzeuge, Nachtfahrgebote, Streckengenehmigungen und ein spezieller Tieflader wären erforderlich gewesen.

Quelle: DB Cargo AG / Tim Janotta

...auf einem Flachwagen (Rbns).

Wir haben diese Ladung auf der Schiene bewegt – mit vergleichsweise einfachem Aufwand. Die Rohre wurden auf einen regulären Rbns-Wagen verladen. Um den Überstand an den Wagenenden auszugleichen, wurden sogenannte Schutzwagen vor und hinter dem Ladegut eingestellt. Die Fracht konnte so ganz unkompliziert in einen planmäßigen Güterzug eingereiht werden – ohne Sondergenehmigung, ohne Beschränkungen in Bezug auf Tageszeiten. Das zeigt: Die Bahn ist in der Lage, auch außergewöhnliche Dimensionen zu bewältigen – effizient, sicher und regelkonform.

Quelle: DB Cargo AG / Tim Janotta

Satteldachbinder aus Beton im Viererpack, die sich über zwei Samms‑Wagen erstrecken.

Betonbinder im Viererpack: Direkt zur Baustelle

Ein weiteres Beispiel ist der Transport von Satteldachbindern aus Beton für eine Lagerhalle. Diese wurden direkt vom Werk bis zur Baustelle über die Schiene geliefert – ohne Umweg über die Straße. Die Konstruktion erfolgte mit drehbeweglichen Transportsicherungen, die sich über zwei Samms-Wagen erstreckten.

Pro Einheit wurden vier Binder verladen – sicher, stabil und ohne großen logistischen Zusatzaufwand. Dass ein solcher Transport über die Schiene nicht nur technisch möglich, sondern auch wirtschaftlich sinnvoll ist, zeigt sich im Vergleich mit einer konventionellen Abwicklung per Lkw. Weniger Genehmigungen, geringere Risiken im Stadt- oder Fernverkehr und ein insgesamt deutlich reduzierter Planungsaufwand sprechen für sich.

Ein Schwergewicht unter vielen: Kurbelgehäuse mit 95 Tonnen

Quelle: DB Cargo AG / Tim Janotta

Kurbelgehäuse eines Schiffsmotors auf einem Drehgestellflachwagen der Bauart Samms.

In einem anderen Fall ging es um den Transport eines Kurbelgehäuses für einen Schiffsmotor – 95 Tonnen Gesamtgewicht. Ein Bauteil dieser Größenordnung wird auf der Straße schnell zur Großraum- und Schwerlastaufgabe, mit allen bekannten Herausforderungen.

Auf der Schiene hingegen handelte es sich um eine koordinierte, aber routinierte Angelegenheit – dank vorhandener Drehgestellflachwagen der Bauart Samms, technischer Sicherungskonzepte und eingespielter Prozesse.

Die Schiene ist bereit – man muss sie nur nutzen

Was all diese Beispiele zeigen: Die Eisenbahn kann mehr, als ihr oft zugetraut wird. Spezialtransporte sind kein Ausnahmefall, sondern Teil des logistischen Alltags – wenn man die Infrastruktur und das Wissen richtig einsetzt. Natürlich gibt es auch im Schienenverkehr Grenzen, Vorschriften und Herausforderungen. Doch in vielen Fällen liegt die praktikablere Lösung auf den Gleisen – nicht auf der Straße.Gerade in Zeiten von Verkehrswende, Nachhaltigkeitszielen und zunehmender Regulierung auf der Straße ist es an der Zeit, die Schiene wieder stärker als Lösungsweg ins Bewusstsein zu rücken. Sie bietet Kapazität, Sicherheit und in vielen Fällen eine überraschende Flexibilität.

Der Blick hinter die Kulissen lohnt sich

Diese Reihe „Expertenblick“ will genau das zeigen: was im Alltag funktioniert, wie Transporte organisiert werden, und warum praktische Erfahrung am Ende den Unterschied macht. Wir laden Sie ein, gemeinsam mit uns einen realistischen Blick auf die Möglichkeiten des Schienengüterverkehrs zu werfen – jenseits von Vorurteilen und alten Mustern.  

Quelle: DB Cargo AG / Tim Janotta

Triebfahrzeugführer Tim Janotta

 

Tim Janotta

Tim Janotta arbeitet seit 2008 im Schienengüterverkehr. Nach seiner Ausbildung zum „Eisenbahner im Betriebsdienst – Lokführer und Transport“ durchlief er verschiedene Funktionen im Güterbereich: Rangierbegleiter, Wagenprüfer, Lokrangierführer, Strecken- und Auslandslokführer (Niederlande) sowie Zugbildungsdisponent in einem der größten Rangierbahnhöfe Europas. Seit vielen Jahren engagiert er sich darüber hinaus als Betriebsrat bei DB Cargo.

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