Artikel: ABC des Güterverkehrs – F wie Flankenschutz
Flankenschutz: Unsichtbarer Schutz für jede Fahrstraße
Wie lassen sich Fahrstraßen zuverlässig freihalten, selbst wenn auf allen Nebengleisen gleichzeitig rangiert wird? Die Antwort ist Flankenschutz. Flankenschutz ist eine feste Sicherheitsfunktion im Stellwerk. Sie sorgt automatisch dafür, dass Fahrstraßen seitlich abgesichert sind – unabhängig davon, was auf benachbarten Gleisen passiert. Er ist die automatische Sicherung von Fahrstraßen und angrenzenden Gleisen, die verhindert, dass Züge oder Fahrzeuge seitlich in einen freigegebenen Zugweg einfahren. Für den Betrieb bedeutet das: stabilere Abläufe, mehr Sicherheit und besser planbare Fahrstraßen und weniger Stress für das Personal, selbst in stark frequentierten Rangierbahnhöfen oder Knotenpunkten, in denen Verspätungen und Rangierbewegungen den Ablauf belasten können.
Flankenschutzweiche mit Gleisabschluss: Da die Weiche nach rechts ins Schutzgleis führt, bleibt das linke Hauptgleis zuverlässig frei. So können dort Züge durchfahren, während parallel auf dem flankengeschützten Gleis eingefahren wird.
Für Cargo-Züge ist Flankenschutz besonders wichtig: Sie sind lang, schwer und fest in Transportketten eingebunden. Jede Verzögerung kann sich direkt auf Lade- und Übergabeprozesse auswirken. Flankenschutz hilft, Fahrstraßen verlässlich freizuhalten und parallele Fahrstraßen zu ermöglichen, damit der Bahnverkehr flüssiger wird und Transporte planbarer bleiben, während das Personal sich auf andere Aufgaben konzentrieren kann.
Nutzen für den Betrieb
Flankenschutz stabilisiert und beschleunigt den Fahrdienst und gewährleistet dabei eine hohe Sicherheit. Fahrdienstleiter:innen und Disponent:innen können auf planbare Abläufe vertrauen, Züge verkehren effizient, und Gleise werden optimal genutzt. Für DB Cargo bedeutet dies verlässliche Transportketten, geringere Verzögerungen und effiziente Nutzung der Infrastruktur, auch wenn der Betrieb komplex oder belastet ist.Während das Stellwerk automatisch alles prüft, kann sich das Personal auf andere Aufgaben konzentrieren – ein unsichtbares Sicherheitsnetz, das Abläufe stabilisiert.
Technische Umsetzung
Flankenschutz ist vollständig in Stellwerks- und Signaltechnik integriert. Sobald eine Fahrstraße eingerichtet wird, prüft das Stellwerk automatisch, dass alle flankierenden Sicherungen korrekt gestellt sind. Hier kommt die Interlocking-Logik ins Spiel: Sie ist das „Gehirn“ des Stellwerks, das alle Abhängigkeiten zwischen Weichen, Signalen, Schutzweichen und Gleissperren berücksichtigt. Erst wenn alle Bedingungen erfüllt sind – Weichen liegen abweisend, Schutzweichen leiten mögliche Fehlbewegungen ins Schutzgleis, Gleissperren sind aktiv, Schutzsignale zeigen „Halt“ – wird das Hauptsignal auf Fahrt gestellt.
Dank der Interlocking-Logik kann keine Fahrstraße widersprüchlich freigegeben werden. Das System sorgt dafür, dass Abläufe planbar bleiben, auch bei parallelen Rangier- oder Streckenbewegungen, und dass Cargo-Züge sicher und effizient bewegt werden können.
Klassische Gleissperre zur seitlichen Absicherung: Sie schützt einfahrende Züge von links, während auf dem Gleis weiter rangiert werden kann. Überfährt eine Rangierfahrt das haltzeigende Sperrsignal, sorgt die Gleissperre für ein kontrolliertes Entgleisen und schützt so die Zugfahrt.
Einsatzbereiche
Flankenschutz ist besonders relevant in Rangierbahnhöfen, stark frequentierten Knoten und an Schnittstellen zwischen Strecken- und Werksbahnen. Er verhindert, dass Fahrstraßen blockiert werden, Hauptgleise bleiben frei, und der Betrieb läuft stabil. Für den Güterverkehr heißt das planbare Abläufe, sichere Transporte und maximale Gleisauslastung, auch unter komplexen Betriebsbedingungen.
Detailansicht eines Entgleisungsschuhs: Wird er überfahren, lenkt er das Rad gezielt nach rechts aus und verhindert so, dass Fahrzeuge seitlich in das linke Gleis gelangen.
Blick in die Zukunft
Moderne Stellwerke – ob Relais, elektronisch oder digital – setzen Flankenschutz über ganze Knoten automatisiert um. Interlocking-Systeme prüfen alle Abhängigkeiten in Millisekunden, digitale Leit- und Bediensysteme visualisieren Zustände übersichtlich. Das Ergebnis: ein sicherer, effizienter und stabiler Betrieb, der insbesondere DB Cargo-Transporte zuverlässig unterstützt und die Leistungsfähigkeit der Strecke erhöht.
Mikro-Glossar
Flankenfahrt: Seitliche Einfahrt in eine gesicherte Fahrstraße.Fahrstraße: Festgelegter Zugweg durch Weichen und Signale.Schutzweiche: Leitet unbeabsichtigte Bewegungen vom Fahrweg ins Schutzgleis.Gleissperre: Mechanische Sperre zum Stoppen von Fahrzeugen im Rangierbereich.Schutz-/Deckungssignal: Signal, das angrenzende Gleise absichert.Interlocking-Logik: Automatisches System im Stellwerk, das Fahrstraßen nur freigibt, wenn alle Abhängigkeiten sicher erfüllt sind.
Für fachliche Hinweise und Unterstützung bedanken wir uns bei Tim Janotta, Triebfahrzeugführer bei DB Cargo.