Artikel: Neuer Blick auf Güterwagen – DB Cargo erprobt Unterflurkameras und KI im Rangierbahnhof
Die technische Wagenbehandlung ist eine grundlegende Aufgabe im Schienengüterverkehr. Sie wird nach der Zusammenstellung, dem Be- oder Entladen von Güterwagen durchgeführt. Um diese Prozesse weiter zu verbessern, erprobt DB Cargo den Einsatz von Unterflurkameras, Mikrofonen und Künstlicher Intelligenz (KI).
Das System zur Erprobung am Rangierbahnhof München Nord liefert erstmals eine vollständige Sicht auf den Güterwagen – von oben, von der Seite und nun auch von unten. Damit soll die Diagnose potenzieller Schäden künftig deutlich schneller und genauer erfolgen.
Bereits bestehende Kamerabrücken erfassen die Wagen während der Durchfahrt visuell. Die jetzt zusätzlich installierte Unterflurkamera ergänzt diese Technik um die Ansicht von unten. Sie besteht aus fünf Kameramodulen, die Achsen, Bremsgestänge und Bauteile unterhalb des Wagens erfassen. Parallel werden mit Mikrofonen Tonaufnahmen erstellt, um etwa Flachstellen an Rädern oder andere Unregelmäßigkeiten detektieren zu können.
„Mit der Unterflurkamera können wir im Rahmen der Erprobung Güterwagen erstmals komplett digital erfassen – von allen Seiten“, erklärt Vitali Rjasanzew-Frey. „Die zusätzliche Perspektive verschafft uns umfassendere Informationen zum Wagenzustand. Damit stünde uns zukünftig ein 360-Grad-Blick auf Güterwagen zur Verfügung.”
Die gewonnenen Daten von den Unterflurkameras und den Kamerabrücken werden im Rahmen der Erprobung miteinander verknüpft und durch KI-Modelle ausgewertet. Ziel ist eine frühzeitige, datenbasierte Unterstützung für die technische Wagenbehandlung – bevor sichtbare Schäden oder Betriebsverzögerungen entstehen.
Unterflurkamera vor der Kamerabrücke im Rangierbahnhof München Nord montiert – Blick auf das Richtungsgleis.
Das Projekt ASaG – Automatisierte Schadenerkennung an Güterwagen wird gemeinschaftlich umgesetzt von DB Cargo, DB Systel, CoDiVe, DB InfraGO und der Bergischen Universität Wuppertal. Gefördert wird es durch das Deutsche Zentrum für Schienenverkehrsforschung (DZSF) im Rahmen des Programms Zukunft des Schienengüterverkehrs.
„Der Einbau der Sensorik ist Teil eines Proof of Concept – ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zu einer gezielten, datenbasierten Unterstützung für unsere Wagenmeisterinnen und Wagenmeister, bei der technischen Untersuchung von Güterwagen. “, so Rjasanzew-Frey weiter.
Das Projekt ASaG – Automatisierte Schadenerkennung an Güterwagen wird gemeinschaftlich umgesetzt von DB Cargo, DB Systel, CoDiVe, DB InfraGO und der Bergischen Universität Wuppertal.
Mehr sehen, mehr hören – gezielter entscheiden:
Mit dem Projekt ASaG setzt DB Cargo einen weiteren Schritt auf dem Weg zum Zielbild ‘Intelligentes System Schienengüterverkehr’ um. Damit werden Innovationsprojekte entlang der Wertschöpfungskette durch Digitalisierung und Automatisierung für die Zukunft im Schienengüterverkehr umgesetzt
Gefördert wird ASaG im Rahmen des Förderprogramms Zukunft Schienengüterverkehr (Z-SGV) durch das Bundesministerium für Verkehr.
Unteransicht eines Güterwagens: Aufgenommen mit der Unterflurkamera. Achsen und Bremsgestänge sind klar erkennbar.
Mit der Kombination aus Sensorik, KI und Praxiserfahrung erprobt DB Cargo die Basis für zukünftige technische Wagenuntersuchungen. Das Projekt zeigt eindrucksvoll, wie Digitalisierung und Automatisierung im Bahnbetrieb die Expertise erfahrener Fachkräfte sinnvoll ergänzt – für mehr Effizienz und Zukunftsfähigkeit im Schienengüterverkehr.