Was macht eigentlich eine Lokrangierführerin?

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Was macht eigentlich eine Lokrangierführerin?

Jana Hess im Porträt

Es ist noch immer eine Männerdomäne. Nur wenige Frauen in Deutschland können sich Lokführerin nennen. Eine davon ist Jana Hess, die Anfang 2021 ihre Ausbildung bei DB Cargo zur „Eisenbahnerin im Betriebsdienst mit Fachrichtung Lokführer und Transport“ mit Bravour abgeschlossen hat und seitdem im Dienste von DB Cargo als Lokrangierführerin in Köln-Gremberg tätig ist. Dort war bereits ihr Großvater beschäftigt, wie so viele ihrer Vorfahren: Jana Hess ist bereits die fünfte Generation der Eisenbahnerfamilie.

Glamour ist, was man draus macht

Lokrangierführerin? Das klingt erst einmal wenig glamourös. Doch dies sieht die 23-Jährige ganz anders: „Bei meiner Arbeit gleicht kein Tag dem anderen. Das ist spannend und abwechslungsreich. Ich bin an der frischen Luft, kann mich körperlich und geistig betätigen und habe viel Kontakt zu meinen Kollegen“. Dass es bei Regen und Sturm schon mal ungemütlich werden kann, nimmt sie in Kauf: „18 Grad und leichter Nieselregen sind das ideale Rangierwetter. Natürlich ist Starkregen unschön, wenn man lange Strecken zu Fuß zur Lok geht oder Wagen und Lok kontrolliert, aber ich sehe das Positive daran: Ich bin draußen unterwegs und härte mich ab“. 

Ein Spaziergang ist der Arbeitstag als Lokrangierführerin trotz der positiven Eigenschaften natürlich nicht. Um den Job gut zu meistern, sind laut Jana Hess dabei zwei Voraussetzungen besonders gefragt: „Man sollte geistig und körperlich fit sein, um die täglichen Aufgaben gut lösen zu können“. Denn beides sind Bedingungen dafür, konzentriert bei der Sache zu sein. „Meine Lok ist 80 Tonnen schwer und hat 1.360 PS im Motor. Da trage ich eine große Verantwortung“, erklärt Hess, warum Konzentration das A und O des Jobs ist. „Die Massen zu bewegen, macht aber auch Spaß“. 
 

Steckbrief: Jana Hess


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Jana Hess

Wie ich zu DB Cargo gekommen bin:
Die Deutsche Bahn ist aufgrund meiner Familie schon immer ein Thema gewesen, doch ich habe mich auch anderweitig informiert und umgeschaut. Durch meine Mutter habe ich aber schon als Kind bei der DB reingeschnuppert, bei den Mitarbeiterkindertagen zum Beispiel. Und dann haben mir Praktika gezeigt, dass mir viele Alternativen gar nicht so gefallen und so habe ich mich bei DB Cargo für die Ausbildung als „Eisenbahnerin im Betriebsdienst Fachrichtung Lokführer und Transport“ beworben und die Ausbildung nach zweieinhalb Jahren erfolgreich abgeschlossen.

Wie Teamarbeit in meinem Job abläuft:
Auf dem Rangierbahnhof geht es ohne Teamwork nicht. Im Vergleich zu einem Bürojob ist der Kontakt noch intensiver, da wir nicht über den Computer miteinander sprechen, sondern uns sehen, zusammen an der Lok arbeiten oder durch klare Ansagen gegenseitig informieren. Das muss alles gut eingespielt sein, dann funktionieren die täglichen Aufgaben sehr gut.

Was mir besonders an meinem Beruf gefällt:
Ganz besonders mag ich die Abwechslung, denn jeder Tag ist anders. Langeweile kommt bei mir nie auf.

„Kein Tag ist wie der andere“

Und wie sieht der klassische Tag einer Lokrangierführerin aus? „Das lässt sich schwer beantworten, denn den typischen Arbeitstag gibt es nicht. An einem Tag rangiere ich nur auf dem Bahnhof und unterstütze meine Kollegen bei der Zugzusammenstellung, am nächsten Tag stelle ich meinen Zug zusammen und fahre die Wagen zu den Kunden. Ich weiß eigentlich erst am Morgen, was ich tun werde, wenn ich mit meinem Disponenten gesprochen und meine Aufträge bekommen habe“. Dabei gefällt Hess auch die Mischung aus Teamwork auf dem Rangierbahnhof und die „ruhigen“ Zeiten, wenn sie die Lok zum Kunden fährt: „Ich genieße beides“. 

Die Verantwortung ist groß

Natürlich genügt es nicht, dass Jana Hess in Topform ist – auch ihre Lok muss den Aufgaben gewachsen sein. Für die ist die leidenschaftliche Anhängerin des 1. FC Köln ebenfalls verantwortlich. „Nachdem ich meine Aufgaben für den Tag erhalten habe, gehe ich zu meiner Lok und prüfe sie auf Herz und Nieren“, so Hess. „Hat sie Schäden, funktionieren die Bremsen und der Funk, ist der Ölstand in Ordnung – diese und weitere Punkte kontrolliere ich, bevor ich zum Rangieren losfahre.“ Und dann startet der Tag mit Rangierfahrten auf dem Bahnhof oder zu einem der Kunden, meistens im Umkreis von 100 Kilometern um Köln herum. 

Und was schätzt Jana Hess neben den abwechslungsreichen Aufgaben an ihrer Arbeit? „Als Lokführerin bei der DB Cargo habe ich einen sicheren Arbeitsplatz, das ist heute sehr viel wert. Ich kann daher nur jedem eine Ausbildung als Lokführer:in bei DB Cargo ans Herz legen“. Und ganz besonders „auch Mädchen oder Frauen, die sich die Arbeit zutrauen – es lohnt sich. Einfach machen!“.