Wachstum im bayerischen Chemiedreieck

Bayerisches Chemiedreieck

Wachstum im bayerischen Chemiedreieck

Der Ausbau der Strecke München–Mühldorf–Burghausen macht klimaneutrale Lieferketten möglich.

Mit der Ausbaustrecke 38 (ABS 38) München–Mühldorf–Freilassing wird der Güterverkehr in der Region klimaneutral und leiser, so Dr. Sigrid Nikutta. Auf ihrem Weg ins bayerische Chemiedreieck legte die Vorstandsvorsitzende von DB Cargo einen Zwischenstopp im InfoCenter der ABS 38 ein. Im Infopavillon am Mühldorfer Bahnhof gab Projektleiter Klaus-Peter Zellmer sowohl Sigrid Nikutta als auch Politikern und Wirtschaftsvertretern einen Überblick über den aktuellen Stand des Großprojekts ABS 38. Der Bahnausbau umfasst ein ganzes Bündel von Teilprojekten, die sich vom Großraum München über den Südosten Bayerns bis zur deutsch-österreichischen Grenzregion erstrecken. Bis zum Jahr 2030 wird die Strecke auf einer Länge von 145 Kilometern durchgehend elektrifiziert und in weiten Teilen zweigleisig ausgebaut.

Ausbaustrecke 38

Zweigleisiger Ausbau und Elektrifizierung
Bisher ist die Strecke von München über Mühldorf nach Freilassing überwiegend eingleisig und nicht elektrifiziert. Gleiches gilt für den Abzweig von Tüßling nach Burghausen. Um den gegenwärtigen und vor allem den künftigen Ansprüchen gerecht zu werden, statten wir die Strecke auf einer Länge von ca. 145 Kilometern mit elektrischen Oberleitungen aus. Auf insgesamt 103 Kilometern zwischen Markt Schwaben und Ampfing sowie Tüßling und Freilassing wird sie zweigleisig ausgebaut. Nach Ende des Ausbaus wird eine maximale Streckengeschwindigkeit von bis zu 200 Kilometern pro Stunde möglich sein, im Gegensatz zu derzeit maximal 120 bis 140 Kilometern pro Stunde.

Bahnhöfe, Technik und weitere Bauwerke
Zudem werden wir die Bahnhöfe und Haltepunkte nach modernsten Standards um- und ausbauen, die meisten barrierefrei, um Fahrgästen mit Mobilitätseinschränkungen das Reisen zu erleichtern. Mit moderner Leit- und Sicherungstechnik sowie Maßnahmen zur Blockverdichtung werden schnellere Zugfolgen möglich. Damit ergibt sich ein insgesamt qualitativ und quantitativ verbessertes Angebot für die Reisenden aus der und in die Region.

Insgesamt werden im Rahmen des Streckenausbaus 166 Brückenbauwerke, 23 Bahnübergänge und 19 Bahnhöfe um- oder neu gebaut. Um die Anwohner künftig bestmöglich vor Schienenlärm zu schützen, werden wir zudem entsprechend der gesetzlichen Vorgaben an ausgewählten Stellen aktive und passive Schallschutzmaßnahmen umsetzen.

Bereits umgesetzte und im Bau befindliche Teilprojekte
Einige Projekte haben wir bereits erfolgreich beendet: Die Umfahrung Berg am Laim ist ebenso fertiggestellt wie die elektronischen Stellwerke (ESTW) in Dorfen und Altötting. Der Streckenabschnitt zwischen Ampfing und Altmühldorf ist zweigleisig ausgebaut. Zwischen Altmühldorf und Tüßling wurde die neue zweigleisige Strecke im Dezember 2017 in Betrieb genommen. Aktive Schallschutzmaßnahmen (in diesem Fall Schallschutzwände) wurden zwischen Ampfing und Tüßling errichtet.

In Freilassing wurde im Dezember 2017 ein drittes Gleis in Betrieb genommen. Neben umfangreichen Arbeiten an den Gleisen, Oberleitungen und Signalen wurden unter anderem drei Eisenbahnbrücken in Freilassing verbreitert und angepasst. Neben der bestehenden denkmalgeschützten Brücke über die Saalach entstand eine zusätzliche eingleisige Brücke.

Bahnknoten München
In engem Zusammenhang mit der ABS 38 stehen weitere Anstrengungen, die die Bahn im Großraum München umsetzt: Für bestmögliche Verbindungen zum Flughafen München treibt die DB Netz AG von Erding aus sowohl den sogenannten „Ringschluss“ zum Flughafen als auch den Ausbau der Strecke nach Markt Schwaben und die „Walpertskirchner Spange“ voran. Über die „Truderinger Kurve“ im Osten von München können Güterzüge aus Richtung Rosenheim/Brenner in Zukunft direkt Richtung Mühldorf fahren, ohne Umweg und Richtungswechsel im Rangierbahnhof München Ost. Vom Flughafen Richtung Westen bzw. Norden sorgt die „Neufahrner Gegenkurve“ seit Inbetriebnahme im Dezember 2018 für eine schnellere Anbindung Richtung Freising.

Das nutzt nicht nur dem Personen-, sondern auch dem Güterverkehr. Nikutta: „Ein Güterzug spart gegenüber dem Straßentransport schon heute rund 80 Prozent CO2 ein. Dank der Elektrifizierung kann die Traktion auch zu 100 Prozent mit „grünem“ Bahnstrom erfolgen. Lärmschutz, neue Elektroloks und lärmreduzierte Güterwagen sorgen zudem für ein gutes Klima bei den Nachbarn an der Strecke.“

70 Prozent mehr Güterverkehr

Bernhard Langhammer, Sprecher von Chemdelta Bavaria, kündigte an, dass der Schienengüterverkehr im Chemiedreieck nach Prognosen der Initiative von 2020 bis 2030 um 70 Prozent wachsen werde. „Die geplante Fertigstellung der ABS 38 bis 2030 muss daher ohne Verzögerung erfolgen“, forderte Langhammer. „Gemeinsam mit dem Chemiedreieck setzen wir diese langfristigen Wachstumsziele klimaneutral um“, versicherte Nikutta.

Bayerisches Chemiedreieck

Die Region rund um Aschau, Burghausen, Burgkirchen, Tittmoning, Töging, Trostberg und Waldkraiburg ist einer der erfolgreichsten Technologiestandorte Bayerns. Eine Abzweigung der Transalpinen Ölleitung (von Triest über Ingolstadt nach Karlsruhe) versorgt die Region mit Öl. Wasserkraftwerke entlang des Inns und am Alzkanal erzeugen den nötigen Strom. 25 Unternehmen der chemisch-pharmazeutischen Industrie, darunter Wacker Chemie, Linde Gas, Borealis und BASF, beschäftigen mehr als 20.000 Menschen. Der Chemiekonzern OMV betreibt in Burghausen eine Erdölraffinerie.

Von Burghausen zu den Seehäfen

Auf Wachstum ausgerichtet ist auch das Kombi Terminal Burghausen (KTB), das seit 2014 in Betrieb ist. Es wird von der Deutschen Umschlaggesellschaft Schiene-Straße (DUSS), DB Schenker BTT und der Spedition Karl Schmidt betrieben. In diesem Jahr werden die beiden Portalkräne 45.000 Container umschlagen. „Wir sind damit schon über dem Vor-Corona-Niveau. Unser Terminal ist auf Wachstum ausgerichtet: Wir können bis zu 72.000 Ladeeinheiten im Jahr umschlagen“, sagte Standortleiter Tom Schimmel. Von Burghausen fahren die Güterzüge zu den Seehäfen in Hamburg, in Bremerhaven, im italienischen Triest sowie zum Terminal München, von wo sie weiter verteilt werden. Kunden des KTB sind Wacker und mehr als 100 mittelständische Unternehmen aus den umliegenden Landkreisen bis nach Salzburg.